Die Digitalisierung wird Inspektionsprozesse einfacher und effizienter gestalten. Ziel ist es, Kosten zu senken und die Nachhaltigkeit einer Infrastruktur zu optimieren. Die Cloud-Lösung von Amberg Inspection nutzt Machine Learning für eine halbautomatische Schadenserkennung, was die Produktivität weiter steigern wird. 

Das System kam bei der Inspektion des rund sieben Kilometer langen Landecker Tunnels in Österreich zum Einsatz. Wir haben mit Kurt Mair, Project Manager bei Amberg Engineering in Innsbruck, über das Projekt und die Vorteile von Amberg Inspection gesprochen. 
 

Kurt Mair am Tinkhof, Project Manager, Amberg Engineering

Wie ist der Zustand des Landecker Tunnels und weshalb wurde eine Inspektion nötig?

Beim Landecker Tunnel handelt es sich um einen Strassentunnel mit einer Röhre, der im Jahr 2000 eröffnet wurde. Laut Richtlinie vom Bundesministerium für Verkehr muss alle zwölf Jahre eine Inspektion (Tunnelhauptprüfung) durchgeführt werden. Es handelte sich also um eine vorgeschriebene Inspektion. 

Der Tunnel ist baulich in einem guten Zustand, jedoch werden die Anforderungen an die Fluchtwege gemäss Strassentunnel-Sicherheitsgesetz (STSG) und an die Lüftung (Lüftungsquerschnitte und Leckagen) gemäss den Richtlinien und Vorschriften für das Strassenwesen (RVS) nicht mehr erfüllt.

Die ARGE Amberg Engineering Skava wurde von der ASFiNAG (Autobahnen- und Schnellstrassen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) mit einer Variantenstudie zur Ausarbeitung eines optimierten Flucht- und Lüftungskonzeptes, welches den Stand der Technik“ gemäss RVS und STSG entspricht, beauftragt. Im Zuge dessen wurde auch die Tunnelhauptprüfung inklusive Tunnelscan, der von Amberg Technologies durchgeführt wurde, beauftragt. 
 

Scan des Landecker Tunnels

Was waren die Bedürfnisse des Kunden und weshalb hat man sich für Amberg Inspection entschieden?

Die Prüfung umfasste alle zugänglichen Oberflächen der Bauwerke mit Aufnahme von Rissen grösser als 0,3mm, Abplatzungen, Fugenversätzen und so weiter. Die Schäden mussten in den entsprechenden Tunnelblöcken eingezeichnet werden und es wurde untersucht, welche Risse die Standsicherheit und/oder Dauerhaftigkeit des Bauwerks beeinträchtigen können.

Mit dem Tool Amberg Inspection ist es auf einfache Weise möglich, Schadensbilder in den vorliegenden, abgewickelten Scan einzutragen. Der vorgegebene Schadenskatalog der ASFiNAG wurde in Amberg Inspection integriert und die geforderten Schadensbilder konnten vorab in einer Vorinspektion im Büro und dann vor Ort im Tunnel eingetragen werden. Ein ausschlaggebender Punkt war vor allem die Nutzung der Tablets im Tunnel, so dass vor Ort die Schäden bestätigt bzw. eingetragen werden konnten und eine aufwendige Nachbearbeitung entfiel.
 

Risse in der Tunnelwand während der Inspektion

Amberg Inspection kam im Landecker Tunnel zum ersten Mal in der Praxis zum Einsatz. Wie hat sich das System bewährt?

Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Amberg Inspection gemacht. Der Tunnelscan inkl. der Stationierungen und Blocknummern wurde von Amberg Technologies in der Amberg Inspection Cloud hinterlegt. Zusammen mit unserem ARGE Partner Skava Consulting GmbH haben wir dann im Zuge der Vorinspektion im Büro die sichtbaren Risse und Schäden eingetragen. Die Scanauflösung hat uns erlaubt, Risse ab 0,3 mm problemlos zu erkennen und einzutragen. Diese Risse konnten dann bei der Inspektion im Tunnel bestätigt werden und die tatsächlichen Rissweiten wurden ergänzt. Teilweise mussten Schäden gelöscht bzw. ergänzt werden, der Aufwand dafür hielt sich stark in Grenzen, da die Vorinspektion die tatsächlichen Schäden schon sehr gut wiedergegeben hat. 

Wie verlief die Inspektion des Landecker Tunnels?

Amberg Inspection wurde für die Fahrröhre eingesetzt, die Inspektion des Zu- und Abluftkanals erfolgte mittels Sichtprüfung. Die Inspektion der Fahrröhre wurde mit zwei Teams zu jeweils zwei Personen durchgeführt, weiters waren noch zwei Scherenwagen inkl. Fahrer im Einsatz, die uns von der ASFiNAG bereitgestellt wurden. Die Inspektion wurde in der Nacht (20.00 bis 4:00 Uhr) durchgeführt, in dieser Zeit war der Tunnel für den Verkehr gesperrt.

Von Amberg Technologies wurden uns zwei leistungsfähige Tablets zur Verfügung gestellt, mit denen wir die Haupttunnelprüfung vor Ort mittels Amberg Inspection durchgeführt haben. Die Tablets wurden über spezielle Halterungen am Körper angelegt und konnten dadurch im Stehen beidhändig mittels Touch-Screen bedient werden. Dies ermöglichte eine sehr schnelle Eingabe von Schäden bzw. das schnelle Ändern der eingetragenen Rissweiten. Die Tablets konnten im Tunnel Offline bedient werden, was natürlich von hoher Bedeutung ist, da nicht alle Tunnelbauwerke mit einer Internetverbindung ausgestattet sind. Die Inspektion der ca. 7 km langen Fahrröhre konnte innerhalb von drei Tagen abgeschlossen werden. Aufgrund der guten Vorinspektion im Büro, war es möglich die Inspektion vor Ort sehr schnell abzuwickeln. Diese Zeitersparnis verdanken wir dem Einsatz der Amberg Inspection Cloud. Weiters konnte die Nachbearbeitungszeit auf ein Minimum reduziert werden, da bereits nach der abgeschlossenen Inspektion im Tunnel alle erforderlichen Schäden in der Cloud vorlagen und auch in Excel-Dateien mit Zuordnung zu den Blocknummern exportiert werden konnten.
 

Visualisierung der Inspektionsdaten in Amberg Inspection.

Wo liegen die Unterschiede einer Inspektion mit Amberg Inspection im Vergleich zur klassischen Begehung und Sichtprüfung?

Die wesentlichen Unterschiede liegen vor allem darin, dass es die Amberg Inspection Cloud ermöglicht, eine detaillierte Vorinspektion im Büro durchzuführen und dass diese Daten dann im Tunnel digital am Tablett in hochauflösender Form vorliegen und man keine Ausdrucke mit in den Tunnel nehmen muss. Entsprechende Änderungen und Schäden, die im Zuge der Vorinspektion nicht erkannt wurden, können bei der Sichtprüfung im Tunnel ergänzt werden und stehen danach sofort in der Cloud zur Verfügung. Das bedeutet, dass auch der Aufwand für die Nachbearbeitung auf ein Minimum reduziert werden kann. Amberg Inspection ermöglicht es auch, kritische Bereiche schon vorab zu erkennen und dort eine entsprechend detailliertere Begutachtung vor Ort durchzuführen.

Wie hat Machine Learning den Inspektionsprozess unterstützt? 

Das Machine Learning wurde in unserem Fall noch nicht eingesetzt, da es zu dieser Zeit in der abschliessenden Entwicklung war. Aber die Daten vom Landecker Tunnel wurden von Amberg Technologies nach der Inspektion verwendet um das Machine Learning System zu testen und es zeigten sich sehr gute Übereinstimmungen zwischen den von uns manuell eingetragenen Schäden und den mittels Machine Learning automatisch ermittelten Rissen.

In welcher Form wurden die ausgewerteten Daten dem Kunden präsentiert und welches Feedback haben Sie erhalten?

Die Daten wurden dem Kunden in der Amberg Inspection Cloud präsentiert und der Kunde zeigte sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen und mit der Navigation im System. Die ASFiNAG hat angemerkt, dass sie die Schäden gerne auch in einer 3D-Ansicht dargestellt hätte. Diesbezüglich hat Amberg Technologies ein System entwickelt, das neben der 2D-Abwicklung auch der 3D-Scan darstellen kann. In Zukunft sollte es dann auch möglich sein, die Schäden in dieser 3D-Ansicht zu visualisieren.

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