Kurze Tunnel sind aus lüftungstechnischer Sicht oft komplexer als längere Tunnel. Die Bedeutung solcher Anlagen wird häufig unterschätzt; es müssen viele Aspekte berücksichtigt werden:
- Bei kurzen Tunnel befindet sich zum Bespiel die Leitstelle nicht in unmittelbarer Nähe des Tunnels. Auch die Interventionskräfte, die für Ereignisse wie Brand, Unfälle mit Gefahrgut oder Verkehrsunfälle zuständig sind, sind weiter vom Tunnel entfernt als bei einem langen Tunnel, wo sie sich häufig gleich beim Tunneleingang befinden. Zudem verfügt das Personal meistens nicht über detaillierte Kenntnisse der Bauwerke in ihrem Zuständigkeitsbereich.
- Ein zweites Problem ist die Tunnellüftung. Ein kurzer Tunnel wird längsgelüftet, während bei einem langen Tunnel der Rauch am Entstehungsort abgesaugt werden kann. Längslüftungen können bei Stau und bei Gegenverkehr keinen vollständigen Personenschutz bieten, weil der Rauch nicht am Brandherd abgesaugt werden kann. Dies kann Verkehrsteilnehmer, die im Tunnel blockiert sind, gefährden.
- Ein dritter Punkt ist häufig die Längsneigung: Bei Tunneln mit einem grossen Gefälle ist es viel schwieriger, die Rauchausbreitung zu kontrollieren.
Lösungen
- Die Lüftungsstrategie muss individuell auf jeden Tunnel angepasst werden und auch die zeitliche Entwicklung eines möglichen Brandes berücksichtigen.
- Zusätzliche, fortschrittlichere Sensoren bieten häufig mehr Sicherheit. Ereignisse können rascher entdeckt werden. Die Alarmierung erfolgt unmittelbar nach Brandausbruch. Dadurch geht keine wertvolle Zeit bei Selbstrettung, Einleitung technischer Massnahmen und Intervention verloren.
- Auch die wirksame Kommunikation mit den Personen im Tunnel spielt eine zentrale Rolle. Hier bieten moderne Lausprechersysteme im Innern des Tunnels eine zunehmend zentrale Rolle.
- Grössere Sicherheit bieten natürlich auch zusätzliche Notausgänge. Diese Massnahme ist allerdings in der Regel wesentlich aufwendiger.
Der Vortrag von Marco Bettelini stiess bei den Kongressbesuchern auf grosses Interesse. Dies nicht zuletzt, weil die Region Antioquia, deren Hauptstadt Medellín ist, eine sehr bergige Region mit vielen Tunnels ist. Viele davon sind relativ kurz und mit grosser Längsneigung. Eine rege Diskussion folgte dem Vortrag.